Einstellungen und Haltungen
Neben den geeigneten Räumlichkeiten, dem geeigneten Material, einer passenden Zeitstruktur, den notwendigen Regeln braucht es „lebendige“ Erwachsene, die diese Räume mit diesem Material „beseelen“. Erwachsene, die ihren Körper, ihr Gefühl und ihren Geist einbringen.
Die Einstellungen und Haltungen charakterisieren den Umgang mit und das Eingehen auf das Kind. Haltungen sind geprägt durch die persönlichen Lebens- und Entwicklungserfahrungen des Erwachsenen und sind richtungsweisend für seinen „pädagogischen Weg“. Die Umsetzung einer bestimmten Pädagogik setzt ein bestimmtes „Bild vom Kind“ und seiner Einstellung zum Leben voraus.
Wir vom Kindergarten Pfiffikus befinden uns auf einem Weg, der folgende Sichtweisen über das Kind als Ausgangspunkt hat und den „tragenden“ theoretischen Hintergrund unserer Arbeit bildet:
Ein Kindergartenkind denkt, fühlt und handelt nicht weniger oder weniger kompetent als ein Erwachsener, sondern anders, und diese Andersartigkeit hat ihren eigenen Wert im Verlauf des menschlichen Lebens.
Das Kind ist von Anfang an ein aktives Wesen und ein geistiger Mensch und ist darauf ausgerichtet, alles in sich aufzunehmen was er um sich herum findet
Das Kind braucht für sein Wachstum den Erwachsenen und ist auf dessen Liebe, Schutz, Zeit, Raum angewiesen. Es hat einen Geist zu erschaffen, der die große Außenwelt in den kleinen Kinderkopf bekommt und gleichzeitig in der Lage ist, Spuren in dem Außen zu hinterlassen.
Das Kind bedarf Anregungen der Umwelt, Anregungen, die aber nicht die Entwicklung bedingen, sondern „Nahrung“ für die vorhandenen und sich entwickelnden motorischen, kognitiven und emotionalen Strukturen des Kindes sind, also „Nahrung“ um die Bausteine zur Selbstentwicklung zur Verfügung zu stellen. M. Montessori spricht vom „geistigen Embryo“, bei welchem es nicht anders als bei dem psychischen Embryo ist, welcher ohne den schützenden Mutterleib und der Blutzufuhr von außen nicht überleben könnte. D.h. das Kind entwickelt sich nicht nur aus sich selbst heraus, sondern die Erfahrung der Außenwelt wird durch das handelnde und wahrnehmende Kind in seinem Innern mit Hilfe der vorhandenen Strukturen neu konstruiert.
Das Kind ist ein Mensch, der sich vor der Aufgabe seiner eigenen Entwicklung sieht – der Entfaltung seiner Individualität. Dies beruht in einer Interaktion zwischen dem sich entwickelnden Selbst und dem dieser Entwicklung bereichernden Außen. Auf dieser Interaktion beruhen die Lebens- und Entwicklungsprozesse des Kindes Lernen ist ein von innen gesteuerter Prozess. Wann und was das Kind lernt, hängt ab von seinen inneren Strukturen, seiner psychischen und körperlichen Befindlichkeit und seiner biologischen Reife. Maria Montessori spricht dabei von den „sensiblen Perioden“. Kinder suchen sich in dieser Phase genau die Beschäftigung, das Spiel, das seinem persönlichen Lernprozess im jeweiligen Moment entspricht.
Ein Kind ist ein Kind, nicht ein Vorschulkind, nicht ein Vorberufsausbildungsjugendlicher – ein dreijähriges Kind ist kein unvollständiges fünfjähriges, sondern ein vollständiges und vollkommenes dreijähriges Kind. Das Kind muss nicht auf das Leben vorbereitet werden – es lebt jetzt – aber es braucht die Erlaubnis von uns Erwachsenen, in der Phase, in der es sich gerade befindet, in „Fülle“ zu leben.